Geschichte
Einen Brandschutz hat es schon in den ältesten Zeiten gegeben. Seit der Mensch die "wohltätige Macht" des Feuers kennt, mußte er sich auch gegen die zerstörende Kraft dieses Elementes wehren. Die Brandgefahr war in früherer Zeit viel größer als heute. Die Menschen waren aber früher nur auf sich selbst und auf die Nachbarschaftshilfe angewiesen und mit den vorhandenen Mitteln, ein paar Eimern und einigen Feuerhaken und Leitern, standen sie einem größeren Brand wohl machtlos gegenüber.
1787 wurde in Tirol eine allgemeine "Feuerlöschordnung" erlassen, in der den Gemeinden die Anschaffung einer Mindestausrüstung an Ledereimern, Feuerhaken, Leitern, Laternen und Feuerspitzen vorgeschrieben wurde. Damit war der Brandschutz eine "kommunale Aufgabe" geworden.
1831 wurde von der Gemeinde Kössen die erste Feuerspritze angekauft, die, einem Zeitungsbericht zufolge, noch im Jahre 1921 einsatzfähig gewesen sein soll.
Beim ehemaligen Hüttwerk, der "Fürst-Lobkowitz-Hütte", bestand eine Art Betriebsfeuerwehr, der 2 Werkspritzen, Baujahr 1846, zur Verfügung standen.
Um 1850 entstanden in allen größeren Landgemeinden sogenannte Pflichtfeuerwehren.
1877 wurde von der Gemeinde Kössen eine "Feuerlöschanstalt" ins Leben gerufen. Der Schlossermeister Johann Kramer (1851-1900) wurde als Spritzenmeister bestellt und mit der Leitung betraut. Er übernahm die Ausbildung der Löschmannschaft, die fachgerechte Wartung der Löschgeräte und die Einsatzleitung im Falle eines Brandes. Einen interessanten Einblick in die damaligen Verhätnisse gewährt der zwischen ihm und der Gemeinde abgeschlossene Vertrag, in dem er unter anderem verlangt, daß die Polizei dafür Sorge tragen müsse,
daß im Falle eines Brandeinsatzes niemand auf der Fahrspritze mitfahren dürfe als der
Fuhrmann, der Spritzenmeister oder dessen Stellvertreter, der Schlauchführer, der
Wasserzubringungsleiter, der Kettenformierer (Eimerkette), ein Geistlicher, ein Arzt und
ein Polizeimann.
Von den altgedienten Feuerwehrmännern, die 1906 für die von Kaiser Franz Josef I. gestiftete Verdienstmedaille vorgeschlagen wurden, hatten 36 bereits in dieser "Feuerlöschanstalt" Dienst gleistet.
1881 wurde eine "Feuerpolizei- und Feuerwehrordnung für Tirol" erlassen, die bereits sehr fortschrittlich war und im wesentlichen die gesetzliche Grundlage für das Feuerwehrwesen bis 1938 darstellte.
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kössen 1887
Die "Wiege" der Kössner Feuerwehr stand im Ortsteil "Hütte". Von der dortigen
Eisengewerkschaft, dem ehemaligen Hüttwerk, nahm sie ihren Ausgang. Als
Gründung gilt der 25. Juni 1887. Das Protokoll über das Gründungsjahr berichtet:
"Über Anregung des Werksverwalters Karl Kormann
hat sich bei der hiesigen Eisengewerkschaft aus den
Arbeitern derselben und den Nachbarn eine
freiwillige Feuerwehr gebildet."
Nach Bekanntgabe der vorbereiteten Vereinsstatuten ließen sich 41 idealgesinnte
Männer spontan in die Stammliste eintragen. Anschließend wurde die folgende
"Kommandantschaft" gewählt:
Oberkommandant Ruech Wolfgang
Stellvertreter Ruech Johann
Schriftführer Mühlberger Elias
Magazinverwalter Schoba Franz
Adjutant Wohlfartstätter Johann Georg
Spritzenmeister Biechl Christian
Obmann der Schlauchmannschaft Stöckl Stefan
Die Gemeinde unterstützte die neugegründete Feuerwehr und stellte ihr auch
"bereitwillig" die gemeindeeigenen Löschgeräte zur Verfügung. Gleichzeitig aber
bemühte sie sich, auch in den anderen Ortsteilen Feuerwehrabteilungen aufzustellen
und alle "unter ein Dach zu bringen". 4 Monate später war es soweit. Im Protokoll
über die Ausschußsitzung vom 30. Oktober heißt es:
Auf tatkräftiges Eingreifen des Gemeindevorstehers Johann Schwaiger, Bäckermeister, haben sich mittlerweile im Dorf Kössen und in der Ortschaft Niederachen Feuerwehrabrteilungen gebildet und ihre Kommandanten gewählt.
Bei der gleichen Sitzung erfolgte die Einteilung in Züge und die Festlegung der Standorte:
I. Zug: 48 Mann bei der Eisengewerkschaft
Zugskommandant: Wolfgang Ruech
Stellvertreter: Johann Ruech
II. Zug: 68 Mann im Dorf Kössen
Zugskommandant: Johann Hornbacher, Dorfschmied
Stellvertreter: Josef Raubinger, Dorfmüller
III.Zug: 38 Mann in Niederachen
Zugskommandant: Johann Schweinester, Tischlermeister
Stellvertreter: Peter Höllwarth, Waidachschmied
Den Feuerwehrmännern wurde es freigestellt, bei welchem Zug sie eingeteilt werden wollten. Jeder Zug blieb zunächst weitgehend selbständig. Er wählte seinen Zugsführer und Stellvertreter sowie die übrigen Funktionäre, führte seine eigene Kasse, hielt eigene Ausschußsitzungen ab und führte eigene Zugsübungen durch.Damit war die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Kössen im Sinne der Gemeinde vollzogen. Mit der Vereinsgründung gehörte die Feuerwehr statutengemäß dem Verband der Unterstützungskasse der deutsch-tirolischen Freiwilligen Feuerwehren an.
Durch den Vereinsstatus war die Freiwillige Feuerwehr auch finanziell auf sich gestellt und mußte sich aus der Vereinskasse erhalten.
Einnahmen ergaben sich aus den Mitgliedsbeiträgen, aus Spenden und aus Veranstaltungen. Nur bei größeren Ausgaben waren Zuschüsse von der Gemeinde und aus dem Feuerwehrfonds des Landes zu erwarten.
Am 8. Jänner 1888 wurde die erste Hauptversammlung der
"drei vereinigten Freiwilligen Feuerwehren in Kössen" abgehalten.
Bei der Neuwahl ging folgender Gesamtausschuß hervor:
Oberkommandant Peter Höllwarth, Schmiedemeister
Stellvertreter Wolfgang Ruech, Werksangestellter
Schriftführer Josef Raubinger, Dorfmüller
Hauptkassier Johann Kramer, Schlossermeister
Adjutant Johann Hornbacher, Kirchfeld-schmid
Zugsführer I. Zug: Johann Ruech
II. Zug: Johann Jaggler
III. Zug: Johann Schweinester